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Käthe Leichter

Käthe Leichter, geb. Marianna Katharina Pick, 1895 bis 1942
Begründerin des Frauenreferats der Arbeiterkammer Wien

Käthe Leichter gilt zu Recht als eine der bemerkenswertesten Frauen der österreichischen Sozialdemokratie. Als AK-Referentin und sozialdemokratische Frauenfunktionärin kämpfte sie vehement für die sozialen und wirtschaftlichen Interessen der Arbeiterinnen. Ebenfalls im Mittelpunkt ihrer politischen Aktivitäten stand die Auseinandersetzung mit dem Faschismus, wobei sie die abwartend-zögerliche Haltung der SDAP-Führung kritisierte. Nach dem Februar 1934 gehörten sie und ihr Mann Otto Leichter zu den GründerInnen der „Revolutionären Sozialisten“.

Die Themen und Ergebnisse ihrer wissenschaftlichen Studien waren nicht nur bahnbrechend für viele gewerkschaftspolitische Verbesserungen der Ersten Republik, sondern haben auch heute noch nichts von ihrer Aktualität verloren. 1927 erschien die erste große Untersuchung des Frauenreferats der Arbeiterkammer Wien unter der Führung von Käthe Leichter, nämlich „Frauenarbeit und Arbeiterinnenschutz in Österreich“, die die Auswirkungen der Massenarbeitslosigkeit beleuchtet. Weitere systematische Erhebungen und Berichte zur Erwerbsarbeit von Frauen, etwa „Wie leben die Wiener Heimarbeiter?“ (1928) oder „So leben wir …1.320 Industriearbeiterinnen berichten über ihr Leben“ (1932), folgten. In der Sozialwissenschaftlichen Bibliothek der AK Wien liegen alle ihre Studien auf.

Die Studienergebnisse bzw. „Erlebnisberichte“ der befragten Frauen zu Themen wie Berufsausbildung für Mädchen, Doppelbelastung der berufstätigen Frau, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Lohnunterschied Mann-Frau oder Gewinnung und Ausbildung von Funktionärinnen machten eine intensive Öffentlichkeitsarbeit notwendig und sind auch heute immer wiederkehrende aktuelle Fragen und Probleme.

In puncto Öffentlichkeitsarbeit nutzte Käthe Leichter nicht nur das damals neue Medium Radio, sondern ließ ganz bewusst im Rundfunk und in diversen Publikationen zur Frauenarbeit nicht nur Wissenschaftlerinnen, sondern auch ganz „einfache“ Arbeiterinnen zu Wort kommen. Zu dem breiten Spektrum ihres ca. hundertköpfigen „Frauennetzwerkes“ gehörten unter anderem auch die später berühmt gewordene Soziologin Marie Jahoda („Die Arbeitslosen von Marienthal“) sowie Rosa Jochmann, Betriebsrätin und dann Verbandssekretärin der Chemiearbeitergewerkschaft, später SPÖ-Nationalratsabgeordnete und engagierte Zeitzeugin gegen den Faschismus.

In Anna Boschek, seit 1919 erste Gewerkschafterin im Parlament und ab 1928 Vorsitzende der Frauensektion der Freien Gewerkschaften, fand Käthe Leichter ebenfalls eine kongeniale Partnerin. Gestützt auf die Studien des Frauenreferats wirkten die beiden an vielen Verbesserungen, wie zum Beispiel den Achtstundentag, Gewerbeinspektion, Krankenversicherung und Mindestlöhne auch für Hausangestellte, entscheidend mit.

Ob in der gewerkschaftlichen Arbeit oder als Funktionärin der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei: Die Warnung vor dem aufkeimenden Faschismus war für Käthe Leichter ein immer wiederkehrender Schwerpunkt. Ihr Redebeitrag anlässlich der Sozialdemokratischen Frauenreichskonferenz am 15. November 1931 in Graz dokumentierte ihre konsequente Haltung: „Der faschistischen Massenbeeinflussung und ihren gefährlichen politischen Schlagworten sollen wir unsere Hauptagitation auf gemütlichen Frauenveranstaltungen mit Nähkursen und Haushaltsvorschlägen entgegensetzen? Nochmals: Auch das möge getan werden, aber auch: in Massenveranstaltungen, Flugschriften, Betriebs-und Arbeitslosenpropaganda dem verlogenen Dritten Reich gegenüber unser sozialistisches Ziel entwickeln.“

Käthe Leichter starb im März 1942. Sie wurde im Alter von 45 Jahren als Häftling des Frauen-KZ Ravensbrück in der Psychiatrischen Anstalt Bernburg/Saale in Deutschland – im Zuge der NS-Euthanasie (Aktion 14f13) – ermordet.


Quellen & Literatur
– AK Wien (Hg.): Käthe Leichter zum 100. Geburtstag. Texte zur Frauenpolitik. Wien 1995
– Exenberger, Herbert (Hg.): Als stünd‘ die Welt in Flammen. Eine Anthologie ermordeter sozialistischer SchriftstellerInnen. Wien 2000
– Göhring, Walter (Hg.): Käthe Leichter: Gewerkschaftliche Frauenpolitik. Historische Dimension und politische Aktualität. Wien o.J.
– Steiner, Herbert (Hg.): Käthe Leichter. Leben, Werk und Sterben einer österreichischen Sozialdemokratin. Wien 1997

Links zur Lebensgeschichte Käthe Leichters
Austria-Forum
dasrotewien.at
DÖW
Wien Geschichte Wiki