Rosa Jochmann Foto: SPÖ-Frauen

Rosa Jochmann

Rosa Jochmann, 1901 bis 1994
„Nie zusehen, wenn Unrecht geschieht“

Geboren am 19. Juli 1901 als Kind einer Arbeiterfamilie, musste sie nach dem frühen Tod ihrer Mutter schon als Halbwüchsige die jüngeren Geschwister beaufsichtigen und begann zudem mit 14 Jahren in einer Süßwarenfabrik zu arbeiten. Über die Gewerkschaft stieß sie früh zur Sozialdemokratie, wurde zum Betriebsratsob“mann“ gewählt und wurde 1926 Frauensekretärin in der Chemiearbeitergewerkschaft.

In der Nacht des 12. Februar 1934 gehörte sie zu denen, die Otto Bauer in einer Wohnung in Favoriten überzeugten, dass ein Verbleib in Österreich für ihn todbringend wäre. Zwei Wochen später war sie Mitglied des von Manfred Ackermann geleiteten ersten Zentralkomitees der Revolutionären Sozialisten (RS). Sie war die Rednerin bei dem illegalen Treffen auf der Predigtstuhlwiese, auf das Heimwehr und Gendarmerie einen Feuerüberfall unternahmen.
Nach einer einjährigen Kerkerhaft weiter unermüdlich tätig, fuhr sie noch am 10. März 1938 nach Brünn, um Otto Bauer über die Floridsdorfer Betriebsrätekonferenz zu berichten, die Schuschniggs Volksabstimmung unterstützen wollte. Aber es war zu spät – Hitler marschierte ein.

Am Tag des Nichtangriffspaktes mit der Sowjetunion, im August 1939, schlug die Gestapo gegen bekannte SozialistInnen zu. Auch Rosa Jochmann wurde verhaftet und im April 1940 ins KZ Ravensbrück eingeliefert. Dort wurde sie für ihre Mithäftlinge ein Symbol ungebrochener Gesinnung und hilfreicher Solidarität, wurde Zeugin der Brutalität der SS-Wachen, kam, politischer Gespräche zum Frauentag verdächtigt, in die berüchtigte Einzelhaft und wurde dann in den Industrieblock zur Zwangsarbeit geschickt. „Sie hat auch im Lager ihr gütiges Lächeln nicht verlernt“, berichtete eine Leidensgenossin.

Unmittelbar nach ihrer Rückkehr aus dem KZ setzte sie ihre politische Tätigkeit in der SPÖ fort, zunächst als Frauen-Zentralsekretärin, dann als Vorsitzende des Frauen-Zentralkomitees (bis 1967). Sie war Mitglied des SPÖ-Vorstandes und Nationalratsabgeordnete für Simmering. Und von 1948 bis 1990 war sie Vorsitzende des Bundes der Sozialistischen Freiheitskämpfer und Opfer des Faschismus. Ihr Leitmotiv blieb durch all die Jahre unverändert: „Alle sind uns willkommen, die mit uns gemeinsam gegen die erstarkenden Kräfte des Faschismus auftreten wollen … Der Kampf, den wir führen, ist ein Kampf der nie zu Ende geht!“

Noch bis ins hohe Alter reiste Rosa Jochmann unermüdlich durch zahllose Schulen, um als Zeitzeugin von den Ereignissen 1938 bis 1945 zu berichten und aufklärerisch zu wirken. Durch ihre unermüdliche Tätigkeit erwarb sie sich Respekt weit über die Parteigrenzen hinaus und galt als unbestrittene moralische Instanz der Republik.

Rosa Jochmann starb am 28. Jänner 1994 im 93. Lebensjahr.


Quellen & Literatur
– Mayerhofer, Rainer: Doch die Menschen liebe ich über alles. Rosa Jochmann – eine Biographie in Briefen. Wien 2020
– Duma, Veronika: Rosa Jochmann. Politische Akteurin und Zeitzeugin. Wien 2020
– Rosa Jochmann 1901-1994. Demokratin, Sozialistin, Antifaschistin. Dokumentation des VGA mit Erstveröffentlichung von Briefen und Fotos aus ihrem Nachlass. Wien 2001
– Steffek, Andrea: Rosa Jochmann – „Nie zusehen, wenn Unrecht geschieht“: Ihr Leben und Wirken von 1901-1945 als Grundlage für ihre stetige Mahnung gegen Faschismus, Nationalsozialismus und das Vergessenen. (Schriftenreihe des Instituts für Gewerkschafts- und AK-Geschichte ; Bd. 7), Wien 1999
– Reiter, Franz R.: Wer war Rosa Jochmann? Wien 1997
– Waschek, Hans (Hg.): Rosa Jochmann. Ein Kampf, der nie zu Ende geht. Reden und Aufsätze. Wien 1994

Links zu Lebensgeschichte & Wirken Rosa Jochmanns
Austria-Forum
biografiA
dasrotewien.at
Österreichisches Parlament
rosajochmann.at