Helga Konrad, 1948 bis 2024
Frauenministerin 1995-1997
Helga Konrad wurde am 10. Jänner 1948 in Graz geboren und studierte dort Romanistik und Anglistik. Sie promivierte 1975 und war von 1977 bis 1980 Referentin in der Bildungsabteilung der steirischen Arbeiterkammer. Anschließend wechselte sie ins Kulturmanagement und leitete von 1980 bis 1993 als Geschäftsführerin die Steirische Kulturinitiative in Graz.
In dieser Zeit begann auch das politische Engagement Konrads. „Ich habe erkannt, dass ich mich, wenn ich nicht nur Kulturveranstalterin sein will, politisch engagieren muss“, erklärte Konrad ihren Entschluss. Ein politischer Schwerpunkt wurde sehr bald die Frauenpolitik. „Frauenpolitik ist kein Minderheitenthema, Frauenpolitik ist Demokratiepolitik,“ war ihr feministisches Credo.
1987 wurde sie Gemeinderätin, 1993 Grazer Stadträtin. 1991 wurde sie zur Landesfrauenvorsitzenden der SPÖ Steiermark gewählt. Diese Position hatte sie bis 1997 inne. 1995 folgte ihre Wahl zur Bundesfrauenvorsitzenden. Dem Nationalrat gehörte sie bereits von 1990-1993 an. Zur Bundesministerin für Frauenangelegenheiten wurde sie 1995 ernannt. Diese Position hatte sie mit einer einmonatigen Unterbrechung als Ministerin ohne Portefeuille (1996) bis 1997 inne.
Mit ihrer vieldiskutierten Kampagne halbe/halbe, mit dem Ziel, partnerschaftliche Teilung von Care-Arbeit durch gesetzliche Maßnahmen festzulegen, hat sich Helga Konrad einen Namen gemacht.
Die Kampagne startete im Dezember 1996, um das Bewusstsein bei der Bevölkerung zu stärken, dass ein partnerschaftliches Miteinander in Familie und Haushalt nicht nur mehr Sinn, sondern auch mehr Spaß macht – und schließlich zu einer gerechteren Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit führt. Die TV- und Kino-Spots entstanden unter der Regie der deutschen Regisseurin und Filmemacherin Doris Dörrie und wurden von Demner, Merlicek & Bergmann in Kooperation mit Pro & Co Public Relations realisiert.
Nach ihrer Amtszeit setzte sich Helga Konrad gegen Menschenhandel ein – von 2000 bis 2004 war sie Vorsitzende der EU-Stabilitätspakt-Task-Force gegen Menschenhandel für Südosteuropa, von 2004 bis 2006 erste Sonderbeauftragte im Kampf gegen Menschenhandel der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Als internationale Konsulentin beriet sie Regierungen, Behörden, Parlamente, NGOs und internationale Organisationen im Kampf gegen Frauen- und Menschenhandel.
Bis zu ihrem überraschenden Tod am 12. Oktober 2024 war Helga Konrad eine unermüdliche, leidenschaftliche Kämpferin für frauenpolitische Anliegen.
Quelle
www.frauen.spoe.at
Links zur Lebensgeschichte Helga Konrads
– Austria-Forum
– Österreichisches Parlament