Anna Boschek Foto: ÖNB-Bildarchiv

Anna Boschek

Anna Boschek, 1874 bis 1957
Erste Gewerkschafterin im Parlament

Anna Boschek kam 1874 in Wien zur Welt und musste ob der Armut ihrer Familie bereits im Kindesalter zu arbeiten beginnen. War sie zunächst als Heimarbeiterin tätig, so fand sie später u.a. in einer Galvanisierungswerkstätte und einer Mundharmonikafabrik Arbeit, ehe sie ab 1891 in der Ottakringer Trikotfabrik arbeitete. Ab 1894 war sie Gewerkschaftsangestellte, nachdem sie bereits ein Jahr zuvor Delegierte am ersten österreichischen Gewerkschaftskongress gewesen war. Später sollte sie dem Vorstand der Freien Gewerkschaften angehören und auch Mitglied der Frauenkommission werden.

Seit 1891 Mitglied der Sozialdemokratie zählte sie bald zu deren führenden Repräsentantinnen, und dementsprechend zog sie auch 1919 in die Nationalversammlung ein. Bis zur gewaltsamen Ausschaltung der Demokratie durch Engelbert Dollfuss blieb sie Abgeordnete und engagierte sich vor allem in Sozial- und Arbeitsfragen. Im Rahmen der Mitarbeit am sozialrevolutionären Gesetzeswerk von Ferdinand Hanusch trat sie für die Gründung der Arbeiterkammern ein. Das Gesetz zum Achtstundenarbeitstag trug ebenso ihre Handschrift wie Vorlagen zur Arbeitsruhe, zum Nachtarbeitsverbot und zur Gewerbeinspektion. Federführend war sie auch daran beteiligt, dass das Hausgehilfinnengesetz die Gesindeordnung ersetzte.

Zusammen mit Käthe Leichter, die ihre parlamentarische Mitarbeiterin wurde, arbeitete sie nicht nur an allen sozialpolitischen Gesetzen mit, sondern war vor allem an den frauenpolitischen Aktivitäten der Freien Gewerkschaften, Arbeiterkammer und Sozialdemokratischen Partei maßgeblich beteiligt.
Anna Boschek starb 1957 in Wien.


Quelle
Parlamentskorrespondenz, 7.3.2002/Nr. 154

Links zur Lebensgeschichte Anna Boscheks
Ariadne – Österreichische Nationalbibliothek
biografiA
dasrotewien.at
Österreichisches Parlament